Ökophobie wird von Simon C. Estok in seinem Werk Ecocriticism and Shakespeare definiert: In Ecophobia heißt es: „Es bezeichnet Angst und Abneigung gegen die Umwelt“, so wie der Begriff „Homophobie“ Angst und Abneigung gegen Homosexuelle, Lesben und Bisexuelle bedeutet (2011, S. 24). Es ist ein neuerer Begriff in der Ökologieforschung und definiert einen Teil der westlichen Kultur. Er geht zurück auf die Zeit, als der Urmensch darum kämpfte, seine Umgebung zu kontrollieren. Die Hauptursache kann die Kraft der Ehrfurcht vor natürlichen Elementen sein, die im Leben des Menschen große Angst und Ratlosigkeit ausgelöst haben. Obwohl sie erst in der Literaturkritik des 20. Jahrhunderts begrifflich gefasst wurde, lässt sich diese Phobie in den Werken von Shakespeare, Dante und sogar bei zeitgenössischen Künstlern wie Hitchcock oder in vielen Horrorfilmen Hollywoods nachvollziehen. Zum Beispiel kommen Macbeths Hexen aus der Heide, oder in Hitchcocks Film „The Bird“ sind die Ursachen der Störung Vögel. Auf diese Weise zeigen Autoren und Künstler ihre Angst, indem sie ein natürliches Element mit dunklen und beeindruckenden Farben darstellen. Sie mischen auch verschiedene Farben, um Rätsel und Komplexität zu präsentieren.
In „Waldstimmung“ deuten die dunklen Blau- und Grüntöne der Arbeit sowie die großen Schatten unter den Bäumen darauf hin, dass die abgebildete Szene Entsetzen vermittelt. Wenn es eine Bewunderung der Natur war, sollte es voller Farbenpracht und Licht sein. Das Gemälde stellt wie ein Foto eine Atempause im Wald dar, sodass keine Spur von fließendem Wasser, einer Brise oder Wind zu sehen ist. Die Ehrfurcht vor Bäumen und dem Himmel, metaphorisch im Schatten dargestellt, bedeckt die Steine. Es bedeutet stillschweigend die Autorität des männlichen Himmels, der über die weibliche Erde dominiert. Es scheint ein sonniger Tag zu sein (hier und da sind ein paar Sonnenstrahlen zu sehen). Der Schatten der Blätter lässt jedoch das Sonnenlicht fallen, um die Erde und die Szene aufzuhellen. Dies zeigt daher die patriarchale Dominanz des Vertikalen über das Horizontale. Vier (oder fünf) Bäume sind in einer Reihe wie eine Brigade von Soldaten angeordnet, um den Fortschritt des Feindes, der hier der Sonnenschein ist, zu blockieren. Diese Anordnung von Bäumen ist mit der Anordnung von Steinen symmetrisch, wobei die letztere vollständig vom Schatten der ersteren bedeckt ist.
Der arbeitende Mensch taucht nirgendwo auf. Er glänzt durch Abwesenheit. Auch der Künstler zeigt sich nicht und hinterlässt keine Spuren. Damit wird die Unversehrtheit der Landschaft zum Ausdruck gebracht: kein verrostetes Fahrzeug, kein zerbrochener Stock, keine Ruine, weil kein Mensch die Ruhe der Natur zerstört.
Tavousi, Sohrab (2022) „Waldstimmung“, in: JULIUS VOEGTLI: Ein Schweizer Pionier des Impressionismus, Herausgegeben von Nour Nouri & Davood Khazaie, Pashmin Art Publisher, S.56-57
Julius Vögtli (1879-1944) war ein Schweizer Maler, der eine Schlüsselrolle in der Entwicklung des Impressionismus in der Schweiz spielte. Seine Landschaftsbilder, die oft die Schweizer Landschaft darstellten, zeichneten sich durch ihre lebendigen Farben und expressiven Pinselstriche aus. Vögtlis Werk trug dazu bei, den Impressionismus als bedeutende künstlerische Bewegung in der Schweiz während des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu etablieren.