Einleitung
Hélios Boechat, ein brasilianisch-deutscher Künstler, vereint einen einzigartigen akademischen Hintergrund in Wirtschaft, Musik und Bildender Kunst zu einem reichen, multidimensionalen Werk. Er studierte Wirtschaft an der Universidade Federal Rural do Rio de Janeiro (UFRRJ) und an der Universidade Federal Fluminense (UFF) sowie Musik am Conservatório Villa-Lobos in Rio de Janeiro und in Berlin. Diese vielfältige Ausbildung, gepaart mit seinem autodidaktischen Zugang zur Bildenden Kunst, erlaubt es Boechat, verschiedene Disziplinen zu verschmelzen, wodurch Werke entstehen, die konventionelle Grenzen überschreiten und die Verbundenheit von Leben und Energie erforschen.
Boechat spricht mehrere Sprachen fließend und kommuniziert seine philosophischen Ansichten über Leben und Kunst einem weltweiten Publikum. Sein musikalisches Wissen – insbesondere im Klavier- und Gitarrenspiel – beeinflusst seine künstlerische Praxis tiefgehend und verbindet visuelle Kunst mit musikalischer Dynamik. Boechats Werk spiegelt seine Überzeugung wider, dass alle Kunstformen – ob Musik, Poesie oder Bildende Kunst – universelle Prinzipien von Harmonie und dynamischem Ausdruck teilen und damit Horaz’ „Ut pictura poesis“ („Wie das Gemälde, so die Dichtung“) nachklingen lassen.
Im Zentrum von Boechats Kunst steht eine philosophische Auseinandersetzung mit Leben, Energie und den Kräften, die die Existenz formen. Er sieht das Leben als Manifestation von Energie, die alle Lebewesen verbindet, im Einklang mit einem evolutionären Verständnis von sich entwickelnden, miteinander verbundenen Formen. Boechats spontaner Malstil – insbesondere seine Technik des „Natural Break“ – verzichtet auf Vorzeichnungen und fängt die Fluidität des Lebens ein: seine Widerstandsfähigkeit, Zerbrechlichkeit und ständige Anpassung. Seine Werke, die häufig organische, abstrakte Formen zeigen, verwischen die Grenze zwischen Natürlichkeit und Fantastik und laden die Betrachter ein, sich mit der dynamischen Energie auseinanderzusetzen, die das physische wie metaphysische Leben bestimmt.
Boechats Kunstwerke verkörpern seine philosophischen Überlegungen zu Leben, Energie und Evolution. Jedes Gemälde ist ein dynamischer Ausdruck dieser Themen und gewährt Einblick in eine Welt, in der Energie durch alles Lebendige fließt – ständig anpassend und im Wandel, beeinflusst von den Kräften des Universums. Im Folgenden werden zentrale Werke seiner aktuellen Schaffensperiode vorgestellt, die seine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Leben und Energie im evolutionären Kontext verdeutlichen.
Amrah, Slivly und Quaran (2024) – Öl auf Leinwand, 150 x 160 cm
In Amrah, Slivly und Quaran erschafft Boechat eine kosmische, energiegeladene Landschaft, bevölkert von abstrakten, insektenartigen Gestalten. Die Namen der Figuren deuten auf eine Verbindung zu kosmischen Wesen hin, die das irdische Leben übersteigen und Teil des energetischen Gefüges des Universums sind. Die leuchtende, pulsierende Energie dieser Wesen symbolisiert den ständigen Wandel und die Diversifikation des Lebens. Die abstrakte Darstellung lädt zur Reflexion über existenzielle Fragen ein und thematisiert den Ursprung des Lebens sowie die Kräfte, die dessen kontinuierliche Evolution bestimmen. Das Gemälde ist eine visuelle Meditation über die Verbundenheit aller Dinge und den universellen Energiefluss.
Planet Syncopia (2025) – Öl auf Leinwand, 160 x 150 cm
In Swimming Leaf verwandelt Boechat ein einfaches Blatt in ein insektenartiges Wesen mit sechs Beinen, zwei Augen und fremdartigem Charakter. Der Kontrast zwischen dem ruhigen, natürlichen Bild eines treibenden Blattes und seiner Transformation zu einem lebendigen, anpassungsfähigen Wesen reflektiert die Konzepte von Evolution und Anpassung. Dieses Werk symbolisiert die transformierende Kraft des Lebens und zeigt, wie sich Organismen verändern, um in ihrer Umwelt zu überleben – eine visuelle Darstellung von natürlicher Selektion und evolutionärer Biologie.
Balusians (2025) – Öl auf Leinwand, 95 x 110 cm
Balusians ruft zugleich ein Gefühl von Mysterium und Erdung hervor. Es zeigt ein großes, erdverbundenes Wesen – ähnlich einem prähistorischen Schakal – umgeben von kleineren, insektenartigen Gestalten. Die surreale Bildsprache erinnert an Dalís Die Elefanten (1948), in denen fragile, verlängerte Formen in einer anderen Welt existieren. Die Figuren transzendieren ihre physischen Formen und symbolisieren den ständigen Energiefluss des Universums. Der fantasievolle Titel des Bildes weist auf das grenzenlose Potenzial der Evolution hin – Leben ist nicht auf bekannte Formen beschränkt, sondern stets im Wandel. Dieses Werk fordert die Betrachter auf, das Leben als fortlaufenden, miteinander verbundenen Prozess zu verstehen, der durch kosmische Kräfte geprägt ist.
Garonias (2025) – Öl auf Leinwand, 90 x 120 cm
Der Name Garonias erinnert an eine uralte, mythische Kraft. Das zentrale Wesen – eine Mischung aus Tier und Pflanze – verkörpert Boechats Faszination für die Verschmelzung unterschiedlicher Lebensformen. Dieses Werk steht für den evolutionären Stammbaum, in dem Arten zusammenlaufen, Grenzen verwischen und neue Formen entstehen. Die Kreatur symbolisiert sowohl Wachstum als auch Transformation und verweist auf die anhaltenden Anpassungsprozesse des Lebens. Durch diese traumähnliche Darstellung erforscht Boechat die Möglichkeit, dass neue Lebensformen entstehen und sich anpassen – ein zentrales Prinzip der Evolutionstheorie.
Purilas (2025) – Öl auf Leinwand, 85 x 90 cm
Purilas zeigt hochgewachsene, schlanke Wesen, die sich nach oben strecken und damit Transzendenz durch Energie symbolisieren. Ihre Bewegung in eine höhere Seinsebene spiegelt den evolutionären Drang nach Komplexität wider. Der intensive, feurige Hintergrund steht im Kontrast zu den leuchtenden Figuren und suggeriert einen kosmischen Aufstieg über das Physische hinaus. Dieses Werk bekräftigt Boechats Überzeugung, dass Leben in seiner höchsten Form eine energetische Kraft ist, die irdische Begrenzungen überwindet – eine visuelle Metapher für die kontinuierliche Entstehung neuer Merkmale und evolutionärer Möglichkeiten.
Schlussfolgerung
Hélios Boechats Werk verbindet innovative Techniken mit einer tiefgreifenden philosophischen Auseinandersetzung mit Leben, Energie und Evolution. Seine lebendigen Gemälde, voller dynamischer Texturen und Farben, fangen die ständige Veränderung der Existenz und die Verbundenheit aller Lebewesen ein. Jedes Werk verkörpert die Prinzipien der Evolution und veranschaulicht den stetigen Fluss von Energie und Leben im Einklang mit den Kräften des Universums. Durch abstrakte, organische Formen reflektiert Boechat sowohl die Widerstandsfähigkeit als auch die Zerbrechlichkeit des Lebens und überschreitet dabei traditionelle künstlerische Grenzen. Seine Kunst ist eine visuelle Meditation über die Energie, die durch alles fließt – eine Einladung, über die philosophischen Dimensionen ständiger Transformation nachzudenken.
Boechats Werke wurden international ausgestellt, u.a. in New York, Mailand und in den letzten Jahren durch Pashmin Art Consortia im Beijing Archive Museum (2024) sowie im Schlossmuseum Greiz in Deutschland (2025). Weitere Projekte sind bereits in Planung.
© Das Copyright des Textes liegt bei Dr. Davood Khazaie
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