Das „Tessinermädchen“ ist ein kleines, kleinformatiges, mit Empathie gemaltes Meisterstück. Die junge Frau trägt auf dem Rücken einen leeren Weidenkorb, mit dem sie das auf den Almwiesen geerntete Heu in das im Tal gelegene Gehöft trägt. Das ist ohne Frage eine schwere Arbeit, zumal für eine schlanke Frau, aber sie lässt sich – bis auf einen bitteren Zug um den Mund – die Mühsal nicht anmerken. Sie lächelt den Betrachter ein wenig zurückhaltend an, aber sie macht keinen schüchternen Eindruck. Sie hat den Blick gesenkt, aber ihre lockere Kleidung lässt auf eine moderne und positive Lebenseinstellung schließen. Sie trägt ein hübsches rotes Kopftuch und ein blaues Arbeitskleid. Ihre Unterarme und Beine unterhalb der Knie sind frei, und an den Füßen trägt sie nur leichte Sandalen. Das „Tessiner Mädchen“ symbolisiert für Julius Voegtli den Schweizer Sommer, der seine schönen Seiten hat, aber vor allem für die Frauen mit erheblichen Lasten und Mühen verbunden ist.
Quellen:
Schütt, Peter (2022) „Tessinermädchen“: JULIUS VOEGTLI: Ein Schweizer Pionier des Impressionismus, Herausgegeben von Nour Nouri & Davood Khazaie, Pashmin Art Publisher, S.134-135.
Julius Vögtli (1879-1944) war ein Schweizer Maler, der eine Schlüsselrolle in der Entwicklung des Impressionismus in der Schweiz spielte. Seine Landschaftsbilder, die oft die Schweizer Landschaft darstellten, zeichneten sich durch ihre lebendigen Farben und expressiven Pinselstriche aus. Vögtlis Werk trug dazu bei, den Impressionismus als bedeutende künstlerische Bewegung in der Schweiz während des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu etablieren.